Glauben
„Den Glauben haben können
Wie auch die Liebe haben können,
gehört zur Natur der Menschen.“
(Augustinus)
Die unausgesprochene Frage „Glaubst du das?“ ist eine
fast tägliche Erfahrung in den unterschiedlichsten
Situationen unseres Lebens. Wenn wir von „glauben“
sprechen, meinen wir einen Sachverhalt, den jemand (als
Wissender) kennt und verstehbar mitteilt. – Glaubst du
das? Wir können uns so oder so entscheiden – und immer
steht vor dem Sachverhalt, in den wir selbst keinen
Einblick haben, die Person, die beansprucht, dass man
ihr glaubt…
„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den
Schöpfer des Himmels und er Erde, und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn…“ – so beten wir
im Glaubensbekenntnis. Dem geht voraus: Gott selbst
spricht zu den Menschen und schließt ihnen sein eigenes
Wesen auf – in Christus haben wir Anteil an seinem
Leben.
Thomas von Aquin spricht von der offenbarenden Rede
Gottes als der „Mitteilung eines geistigen inneren
Lichtes, wodurch die menschliche Erkenntnis befähigt
werde, etwas zu gewahren, das ihr kraft des eigenen
Lichtes nicht gewahrbar sei“. Anders formuliert: Im
Glauben an den Gott des Lebens und der Liebe vollendet
sich menschliches Leben: „hörenden Vertrauens sich der
Wahrheit öffnend, gewinnen wir Anteil nicht nur am
‚Wissen’ des göttlichen Bürgen, sondern an seinem Leben
selbst“ (Josef Pieper).
„Wo das Wissen genügt, bedürfen wir des Glaubens nicht“
(Goethe). Um menschlich zu leben und um bei uns selbst
anzukommen, bedürfen wir des Glaubens, weil alles Wissen
nicht genügt.
Pater Dr. Roger Cicholaz OFM
(18.10.2007)
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