Wallfahrtskloster Bornhofen


 

Einen Augenblick bitte ...

Aber nur eines ist notwendig

 

 

Im Lukas-Evangelium (10,38-42) fragt eine Frau Jesus, den sie und ihre Schwester zum Essen eingeladen haben: „Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt?“ Jesus antwortet: „Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, und das soll ihr nicht genommen werden.“

 

Zu meinen, Jesus erachte die „täglichen Sorgen und Mühen“ gering und rede statt dessen „den großen Visionen“ das Wort, erscheint ganz unbegründet. Die täglichen Dinge des Lebens sind wichtig und notwendig – aber darin können wir uns auch verlieren, und das allemal Wichtigere, mit Händen nicht greifbar, bleibt womöglich gar nicht oder zu wenig bedacht.

 

Dass Jesus auf die genannte Frage so und nicht anders antwortet, wissen wir auch aus anderen Begebenheiten, wo es ganz ähnlich darum geht, nicht zu messen und zu vergleichen, sondern über den Tag hinauszublicken, das Unsichtbare zu sehen und die verborgenen Sprachen zwischen Himmel und Erde zu hören.

 

Der Tisch, an dem wir uns zusammenfinden und gemeinsam essen, weist über sich hinaus, wenn wir nicht zuerst darüber sprechen, mit welcher Mühe wir die Speisen „und das alles“ vorbereitet haben. – Auch hier gilt: Wir dürfen sein, was sich in uns entfaltet – auf eigenen Wegen und in dem, was wir frei entscheiden. Das ist der neue Anfang, den uns Jesus anbietet.

Pater Dr. Roger Cicholaz OFM
(18.04.2008)