Wallfahrtskloster Bornhofen


 

Einen Augenblick bitte ...

 

Einander annehmen (II)

So wie ihr in allem angenommen seid, sollt ihr auch einander annehmen... „Der Größte unter euch soll euer Diener sein“ (Mt 20,26)... In dem, was Jesus in sprachlichen Bildern und Gleichnissen sagt, lassen sich nicht Regeln und Vorschriften erkennen, die „de jure“ zu überprüfen oder einzufordern wären. Die Vision Jesu von einem neuen Anfang ist anders als das zuerst das Sichtbare erfassende Denken der Pharisäer und Schriftgelehrten. „Einander annehmen“ lässt sich nicht in Gesetze und Rechte fassen und nicht so verhandeln wie die täglichen Dinge des Lebens.

Wir wissen: Auf dem eigenen Recht bestehen und das erlittene Unrecht mit der Forderung nach Wiedergutmachung oder Strafe zu verbinden, beseitigt nicht das Leid, es verschiebt es nur – und der Andere steht noch schlechter da als zuvor. – Ein neuer Anfang ist möglich, wenn es uns gelingt, auf das zu blicken und zu verstehen, was „der Situation“/dem Unrecht vorausgegangen ist, „hinzusehen“ auf mögliche Ursachen, Motive und Prägungen und „abzusehen“ von dem, was als einengend und demütigend empfunden wird.

 So ist Jesus den Menschen seiner Zeit begegnet; er lädt uns ein, es ihm gleichzutun: ... hinsehen ... absehen ... neu beginnen.

 

Pater Dr. Roger Cicholaz OFM
(17.05.2008)