Wallfahrtskloster Bornhofen


 

Einen Augenblick bitte ...

 

Zu verstehen suchen

 

 

Im Matthäus-Evangelium (5,39) sagt Jesus: „Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin.“

 

Statt von Rache und Gewalt ist hier von geduldiger Hinnahme die Rede. Die alten Gesetze („Auge für Auge“) gelten nicht mehr.  – Das ist nicht unsere tägliche Erfahrung mit Recht und Ordnung und den Gesetzen, die genau sagen, was wir tun sollen. Wir glauben, uns selber geholfen zu haben, wenn wir „zurecht“-weisen und dazu drängen, sich zu entschuldigen. Das Umgekehrte tritt ein: Der andere steht noch schlechter da als vorher und das vorausgehende menschliche Problem kommt gar nicht erst in den Blick.

 

Die Perspektive, die uns Jesus in Mt 5,39 anbietet: Wenn du im Recht bist und der andere Unrecht hat, warum musst du dich dann noch verteidigen? Kein Mensch wird jemandem Leiden zufügen, ohne selbst gelitten zu haben... Schmerz und Leid werden zum Stillstand kommen, wenn du zu verstehen suchst, was dazu geführt hat, ...

 

„Auch noch die andere Wange!“ Das ist der Blick auf das, was dazu führt, etwas Unrechtes zu tun und erlittenes Leid und die Verletzungen zu verstehen. Jesus geht es um die Überwindung des Bösen überhaupt, um menschliche Wärme und Nähe, um das, was zu tun und zu verändern ist.

Pater Dr. Roger Cicholaz OFM
(03.07.2008)