Wallfahrtskloster Bornhofen


 

Einen Augenblick bitte ...

 

Wer der Erste sein will ...

 

 

„Wer unter euch der Erste sein will, der sei der Letzte von euch und der Diener aller“ (Mk 9,35; 10,43 f.). Das ist die ganz andere Perspektive, die Jesus den Menschen seiner Zeit und uns anbietet. Nicht „nach oben“ ist zu schauen..., um diesem oder jenem Anspruch zu genügen. Es ist umgekehrt: Der Ruf um Hilfe, der aus dem Munde der Ohnmächtigen kommt, ausgesprochen oder auch unausgesprochen, gibt die Richtung des Handelns vor.

 

Das ist keine ferne, unerreichbare Vision, wohl aber eine eigene Erfahrung, die uns – so umgewertet – eher fremd als wirklich anmutet. Jesus selber handelte so, indem er die am meisten Verachteten, die Zöllner und die, die am Rand standen, einlud und sich gemeinsam mit ihnen an einen Tisch setzte. Dass dies den sich „auf Recht und Ordnung“ berufenden Pharisäern und Schriftgelehrten nicht gefiel, wissen wir aus nicht wenigen Texten des Neuen Testaments. – Denken wir anders?

 

Die vor genannten Worte Jesu von den „Ersten“ und den „Letzten“ benennen sehr viel mehr als nur ein „karitatives Wohlmeinen“, den Armen zu helfen und sich für sie einzusetzen. In allem hat Jesus zuerst die göttliche Würde des einzelnen Menschen im Blick, seine Freiheit und seine Unabhängigkeit gegenüber dem, was uns bedrängt und einzuengen vermag.

Pater Dr. Roger Cicholaz OFM
(22.07.2008)