Wallfahrtskloster Bornhofen


 

Einen Augenblick bitte ...

 

Einen Menschen haben

 

 

Im Johannes-Evangelium (5, 1-18) wird die Geschichte von den Kranken am Teich Bethesda erzählt, die auf einen Engel warten, der das Wasser bewegen soll. Wer dann als erster ins Wasser kommt, wird gesund. – Jesus spricht mit einem Kranken: „Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich, sobald das Wasser aufwallt, in den Teich trägt. Da sagte Jesus zu ihm: Steh auf, nimm deine Bahre und geh!“

 

So lange ein Kranker sagen muss: „Ich habe keinen Menschen...“, so lange sind die Bindungen der Menschen aneinander verzerrt oder zerstört. Krankheit ist dem Neuen Testament zufolge nicht eine „eigene Angelegenheit“, die jeder für sich allein zu behandeln hat, sondern eine Frage für die anderen.

 

Der Kranke am Teich von Bethesda – entfremdet von den Menschen um ihn – sagt, warum er noch krank ist: weil er keinen Menschen hat. Er ruft um Hilfe. Die Antwort Jesu ist eindeutig: Ich will, dass ihr eins seid. Überwindet alles, was euch trennt und blind macht zu hören und zu sehen. Keinen-Menschen-Haben ist eine Perversion des Lebens, das Gott euch zugedacht hat.

 

Durch unseren Sinn und unsere Hände kann die Vision Jesu wahr werden: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“ 

Pater Dr. Roger Cicholaz OFM
(06.12.2008)