Wallfahrtskloster Bornhofen


 

Einen Augenblick bitte ...

 

Beten lernen

„Beten lernt niemand durch Wissen und Können, sondern durch Erfahren und Leben... Selbst musst du in den Brunnen springen, die Tiefe wagen, den inneren Raum und die innere Zeit entdecken!“ (Hubertus Halbfas).

Vielleicht ist es diese „überbilderte Sprache“, die gerade nicht zeigt, wie wir beten lernen. – Alles Leben ist ein Gebet: mein Denken und Fühlen, was ich tue und was mir nicht gelingt, die wenig geglückten und die hilflosen Versuche in den unterschiedlichsten Situationen des Lebens in Worte zu fassen - was uns bewegt und erfreut oder hoffnungslos erscheint. Es gibt kein Maß und keine Norm, die zuhanden sein müsste, um unser Reden und Denken als Gebet zu bezeichnen.

Der Gott des Lebens und der Liebe, an den wir glauben, ist „nur ein Gedanke weit“. Das ist der „innere Raum“ unseres Betens. Ob in „schöne Verse“ gefasst oder als Klage oder Dank formuliert – immer kommt es „in der frommen Erhebung des Menschen zu Gott“ darauf an, dass dem, was wir denken und reden, unser Tun entspricht – für andere und für uns selbst.

Wir lernen beten, wenn es uns immer mehr gelingt, uns nicht selber im Wege zu stehen und Schatten zu werfen auf andere. In der Weise, in der wir uns „menschlich“ begegnen, mit Respekt und Ehrfurcht und auch mit Mitleid, ist unsere Leben ein Gebet, wie es Gott wohlgefällt.

 

Pater Dr. Roger Cicholaz OFM
(01.03.2010)