Wallfahrtskloster Bornhofen


 

Einen Augenblick bitte ...

 

Unbefangener leben

„Als Jesus an einem Sabbat durch die Kornfelder ging, rissen seine Jünger Ähren ab, zerrieben sie mit den Händen und aßen sie. Da sagten einige Pharisäer: Was tut ihr da? Das ist doch am Sabbat verboten! Jesus erwiderte ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren....?“ (Lk 6,1-5).

Es muss die Erfahrung von Jesus gewesen sein, dass die an „Recht und Gerechtigkeit“ orientierten Tugendkataloge der Pharisäer und Schriftgelehrten Menschen in ihrer Hilflosigkeit und Schuld mehr dazu brachten, gegen sich selber anzuleben und Opfer und Vorleistungen zu erbringen... und dass sie das alles gar nicht konnten. Jesus wollte: Statt Recht zu fordern, der Eine gegenüber dem Anderen, gilt es zu sehen, was Menschen nötig haben, um zu leben... Er möchte uns „zurückholen“ in jene Art des Vertrauens, wie Kinder mit ihrer Mutter oder ihrem Vater reden: Lieber Vater im Himmel...

Als Jesus am Sabbat einen Mann heilte, fragte er die „von sinnloser Wut erfüllten“ (Lk 6,11) Pharisäer und Schriftgelehrten: „Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zugrunde gehen zu lassen?“ (Lk 6,10). – Nicht seinem eigenen Volk hat Jesus widersprechen, sondern die Menschen seiner Zeit (und alle Menschen) neu bestärken wollen, tiefer zu vertrauen und unbefangener zu leben.

Pater Dr. Roger Cicholaz OFM
(29.09.2010)

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Texte zur Rubrik "Einen Augenblick bitte ..."
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