Zur Freiheit berufen

    Wenn wir unsere Freiheit nach dem Willen Gottes für andere einsetzen, verlieren wir nichts, sondern werden selbst (mehr) frei und heil: „Dein Licht wird hervorbrechen; deine Wunden werden vernarben; deine Finsternis wird hell wie der Mittag“ (Jes 58, 9-10).

    Der Prophet spricht von dem, was wir gewinnen, nicht von heroischen Taten und moralischen Appellen, die über den Augenblick hinaus keinen Bestand haben. – „Deine Wunden werden vernarben...“ Die eigenen Verwundungen und die anderer, die gibt es und sind nicht zu übersehen: Partner, die sich immer tiefer verletzen, Schuld, die uns ratlos macht und lähmt, Kinder, die nicht zur Welt kommen dürfen, ...

    Und doch: Es gibt keinen Grund, dass wir uns – wie Adam – im Gebüsch verkriechen. Mitten in unserer Angst vor der Freiheit hören wir das Wort der Verheißung, dass wir nicht leer ausgehen werden, wenn wir die Liebe wagen: „Du gleichst einem bewässerten Garten, einer Quelle, die niemals versiegt (Jes 58,11).

    Viele von uns können aus eigenen Erfahrungen bestätigen: Wo wir unser Ja zur Gerechtigkeit und zur Liebe gegen alle Zweifel und Widerstände durchgehalten haben, hat uns das nicht in die Sackgasse geführt, sondern zu einem neuen Anfang und zu neuer Freiheit. - Indem wir zur Befreiung anderer beitragen, werden wir selber frei. Zu dieser Freiheit sind wir von Gott berufen.

Pater Hugon Superson OFM
Manfred Reichgeld

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Texte zur Rubrik "Einen Augenblick bitte..."

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