Lasst beides wachsen
Im
Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen (Mt 13, 24-30) sagt der Gutsherr
seinen Knechten: „Lasst beides wachsen, bis die Zeit der Ernte kommt.
Dann werde ich den Arbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und
bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in
meine Scheune.“ Das ist die Antwort
Jesu auf die Frage seiner Jünger nach dem Himmelreich, nach dem, wie es
am Ende der Welt sein wird. Wir verstehen sofort, was Jesus meint, wenn
er so (gleichnishaft) spricht, ohne dass wir die sprachlichen Bilder 1:1
übersetzen oder in eigentliche Sprache zurücktragen müssten.
In unserer Hoffnung
und unserem Vertrauen auf den Gott des Lebens und der Liebe und seiner
Zusage „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen.“ neigen wir nicht selten
dazu, das Unkraut im Weizenfeld zu übersehen und nicht wahrzunehmen,
dass Jesus auch davon spricht, dass das Unkraut – vom Weizen getrennt –
im Feuer ver-brannt wird. Warum Jesus in
Gleichnissen redete? Die Antwort finden wir in Mk 4, 33-34: „Durch viele
solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort, so wie sie es aufnehmen
konnten. Er redete nur in Gleichnissen zu ihnen; seinen Jüngern aber
erklärte er alles, wenn er mit ihnen allein war.“ – Gleichnishaftes,
bildhaftes Sprechen ist nicht un-genau oder vage, sondern die gemäße
Form, die „verborgenen Sprachen“ zwischen Himmel und Erde sichtbar zu
machen. Pater Hugon Superson
OFM |
Texte zur Rubrik "Einen Augenblick bitte..." ____________________________________ |