Sprache der Poesie

Wenn wir sagen „Gott ist Licht“, klingt das zunächst ungenau und vieldeutig – und doch ist dieses bildhafte Reden die angemessene Weise, sich der Unbegreiflichkeit Gottes zu nähern, der Versuch, sichtbar zu machen, was nicht zu sehen ist, die verborgenen Sprachen zwischen Himmel und Erde zu verstehen… Gott ist die Liebe... das Licht in der Finsternis... Genauer und umfassender lässt sich unsere Hoffnung nicht ausdrücken.

Wie niemand sonst hat Jesus in seiner Botschaft in Gleichnissen und Bildern gesprochen: Er sah die Menschen als Lilien auf dem Feld, die Reichen als Kamel vor dem Nadelöhr, sich selbst als einen Heimatlosen, der keinen Platz hat, wohin er sein Haupt legen kann. Jesus lehrt Gott als Vater zu sehen, der bedingungslos den heimkehrenden Sohn liebt, als einen Hausherrn, der zum Gastmahl einlädt. Das Reich Gottes vergleicht er mit einem Schatz im Acker, mit einem Senfkorn und einer kostbaren Perle, mit dem Sauerteig, der unter Mehl gemengt, alles durchsäuert.

Die Sprache Jesu ist die über das Sichtbare hinausgehende Sprache der Poesie, nicht die dinghafte Sprache der festgelegten Begriffe, die abgrenzt und einengt und eine andere Wirklichkeit anspricht als das, was wir glaubend und hoffend „Gott“ nennen.

 Pater Hugon Superson OFM

Manfred Reichgeld

Texte zur Rubrik "Einen Augenblick bitte..."