So zu leben, wie Gott uns gemeint hat, frei und geschwisterlich – darin besteht unsere Sicherheit. 

    Im Lukas-Evangelium (12, 16-20) wird von einem Mann erzählt, der in der Zeit der Ernte eigens seine Scheunen vergrößern lässt, um einen besonders guten Ertrag zu lagern... Dieses Streben, vorzusorgen und sich abzusichern, kennen wir aus eigener Erfahrung. – Da erklärt Jesus: „Was für ein Narr. Noch heute wird man sein Leben von ihm fordern.“ Dem Gleichnis zufolge können Besitz und Reichtum dazu verführen, sich in Sicherheit zu wähnen, die es so nicht gibt.

    Reich im Sinne Jesu ist nicht der, der viel besitzt, sondern der, der sich nicht an seine Habseligkeiten klammert. Viel besitzt der, den nicht die Sorge umtreibt und ängstigt, zu wenig zu haben und damit nicht angesehen, nicht nützlich oder nicht
stark genug zu sein, um gesichert und beruhigt zu leben. Jesus sagt: „Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde..., sondern sammelt euch Schätze im Himmel“ (Mt. 6, 19-20).

    In besonderer Weise „danach gelebt“ hat vor mehr als 800 Jahren unser Ordensgründer, der heilige Franziskus von Assisi. Er sieht Reichtum und Besitz als Gefahr, als Fessel und Klammer, die es los zu werden gilt, um frei zu sein...

    Vielleicht besteht unsere ganze Schwierigkeit darin, zu erkennen (und zu leben), dass „immer mehr haben“ kein Wert an sich ist und dass vor allem „immer mehr sein“ als christlich gilt.

Pater Dr. Roger Cicholaz OFM

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Texte zur Rubrik "Einen Augenblick bitte..."
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