Aus anderer Sicht


    Nicht wenige Probleme und Irritationen in unserem Leben entstehen dadurch, dass wir nur unsere Sicht der Dinge als die richtige oder allein mögliche behaupten. Wenn wir auf dem eigenen Recht bestehen, wie selbstverständlich entsprechende Reaktionen erwarten und alles andere nicht vorstellbar erscheint, ist dies nur die eine Seite – unvollständig und konfliktträchtig zugleich. Gelingt es uns aber, die eigene Befindlichkeit (auch) aus anderer Sicht zu denken, entstehen neue Perspektiven und tieferes Verstehen…

    Nehmen wir die eigene Situation aus der „Sicht Gottes“ an – „Ich bin bei euch...“ -, relativieren sich Sorgen und Ängste und das, was uns bedrängt und unvollkommen erscheint. „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen… Ich bin die Wahrheit und das Leben… Ihr seid das Salz der Erde… Wo ich bin, da werdet auch ihr sein…“

    Das sind nicht unverbindliche Reden oder literarische Entwürfe von irgendwem, sondern konkrete Angebote und Antworten Gottes in der Botschaft Jesu. Indem wir dem glaubend und hoffend folgen, begeben wir uns in eine (innere) Wirklichkeit, die „wahrer“ ist als das, was uns sichtbar vor Augen kommt. „Wahrer“ meint auch, was uns aufhilft und stärkt und offener macht „auf ein Du und ein Wir hin“.


Pater Dr. Roger Cicholaz OFM

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Texte zur Rubrik "Einen Augenblick bitte..."
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