Zöllner und Sünder
kamen zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer
und Schriftgelehrten empörten sich darüber und
sagten: Er lässt sich mit Sündern ein und isst
sogar mit ihnen (Lk 15 1-3).
Im Gleichnis vom
barmherzigen Vater erzählt Jesus von der ganz
anderen Sicht Gottes: von der Freude über jeden,
der umkehrt und so vom Tod ins Leben
zurückfindet. – Mit Jesus ist das Alte vergangen:
Versöhnung statt Hass und Ausgrenzung, der Blick
über die Buchstaben des Gesetzes hinaus, das
Hinsehen auf die Not des anderen – das ist die
Vision des Lebens und der Liebe, die Jesus lehrt.
Durch ihn hat Gott
uns aufgetragen, wie Schwestern und Brüder
miteinander zu leben, alles Trennende zu
überwinden und nicht aufzurechnen und zu richten,
gemeinsam unterwegs zu sein und die
verschlossenen und zugeschlagenen Türen zu
öffnen.
Gott geht dem
entgegen, der umkehrt – und ohne zu drängen,
wartet er auf die, die sich von ihm entfernt
haben. Das klingt wie eine Übertreibung. Wenn
wir von der Liebe und der Güte Gottes sprechen,
können wir gar nicht übertreiben – allein wir
nähern uns ein wenig dem, was uns so unsagbar
und unbegreiflich erscheint.
Pater Dr. Roger Cicholaz OFM
|