Zwischen Angst und Vertrauen

 

   Im Matthäus-Evangelium (14, 22-33) wird erzählt: Als die Jünger in der Nacht mit einem Boot auf dem Meer waren, kam ihnen Jesus über das Wasser entgegen. Da sie ihn nicht erkannten, erschraken sie und schrien vor Angst. „Doch Jesus begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht“ (14,27).
 

   „Ich bin“ sind die Worte, mit denen im Alten Testament sich Gott zu erkennen gibt – als der Grund unseres Daseins und als Ort des Vertrauens, wenn wir Zuflucht und Halt suchen in den Stürmen und Wogengängen unseres Lebens. Als Petrus Jesus erkennt, bittet er ihn, es ihm gleich zu tun und über das Wasser zu ihm zu kommen: „Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und ging über das Wasser auf Jesus zu. Als er aber sah, wie heftig der Wind war, bekam er Angst und begann unterzugehen. Er schrie: Herr, rette mich! Jesus streckte sofort die Hand aus und ergriff ihn...“ (14, 29-32).
 

   Die Geschichte erzählt auch von unserem Leben: Es gibt keinen sicheren Grund unter unseren Füßen. Was uns als vergeblich, vergänglich und zerbrechlich entgegentritt, überwinden wir nur, wenn wir auf den schauen, der vom anderen Ufer auf uns zukommt und seine Hand nach dem Ertrinkenden ausstreckt.

 

 Pater Roger Cicholaz OFM

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Texte zur Rubrik "Einen Augenblick bitte..."
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