Ganz anders

   In nicht wenigen Texten des Neuen Testaments wird deutlich, dass Gott ganz anders ist, als die Schriftgelehrten ihn schildern. – Im Gleichnis von der verlorenen Drachme (Lk 15, 8-10) wendet sich Jesus gegen den Vorwurf, er stehe auf der falschen Seite und weiche der Strenge des Gesetzes aus, indem er immer wieder Ausnahmen benenne und von Gnade spreche statt von Recht und Gerechtigkeit.

   Jesus erzählt im 15. Kapitel des Lukas- Evangeliums von einer Frau, die nach unermüdlicher Suche eine verlorene Drachme wiederfindet. „Und wenn sie sie gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarn zusammen und sagt: Freut euch mit mir, ich habe die Drachme wiedergefunden, die ich verloren hatte. Ich sage euch: Ebenso herrscht auch bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt.“

   Wie sollen dies die Pharisäer und Schriftgelehrten verstehen, wenn sie sich darüber empören, dass Jesus sich den Zöllnern und Sündern zuwendet und „sogar mit ihnen isst“. Das ist in ihren Augen nicht gerecht. Gerecht ist für sie, dass Gott die Schuldigen bestraft und die Guten belohnt. Von Jesus wissen wir, dass Gott ganz anders ist als nur „gerecht“. Beurteilte er uns nach unseren Taten, gehörten wir dann nicht wie der „untreue Verwalter“ augenblicklich vor die Tür gesetzt?

Pater Dr. Roger Cicholaz OFM

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Texte zur Rubrik "Einen Augenblick bitte..."
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