Verurteilt nicht, ...

 

 

 

  In nicht wenigen Texten des Neuen Testaments erfahren wir, dass sich Menschen in die Nähe Jesu getrauten, die von den Schriftgelehrten und Gesetzeslehrern nichts als Ablehnung erwarten konnten. So auch in Lk 7, 36-50: Die Begegnung Jesu mit der Sünderin.

  In dem Vertrauen, nicht zurückgewiesen zu werden, betritt die von allen „Anständigen“ Gemiedene das Haus eines Pharisäers, der Jesus zum Essen eingeladen hatte. Mit wohlriechendem Öl kommt die Frau zu Jesus, trocknet seine Füße mit ihrem Haar und salbt sie mit dem Öl. – Eine solche Berührung durch eine Sünderin macht unrein - so steht es im Gesetz der Juden. Und wer gegen das Gesetz verstößt, ... Dem entgegen steht die Vision Jesu von einem neuen Anfang: Vergeben statt verurteilen, verstehen statt aufrechnen und der Blick nach innen, der uns vor uns selbst bringt.

  Der Pharisäer („und alle Pharisäer“) verstehen nicht, dass sich Jesus weigert, Menschen zu verurteilen oder auszuschließen und der Wert einer Handlung allein von der Gesinnung der Handelnden abhängt. - „Dir sind deine Sünden vergeben“, sagte Jesus zu der Frau. Und die, die dabei waren, dachten: „Wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt?“

Pater Dr. Roger Cicholaz OFM

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Texte zur Rubrik "Einen Augenblick bitte..."
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